Wie kommt das?
Schladming hisst am 7. September die brasilianische Flagge, wie kommt das?
Der 7. September ist der Nationalfeiertag Brasiliens. Heuer ist ein besonderes Jahr, denn 2022 feiert das Land diesen zum 200. Mal. 1822 erklärte Brasilien seine Unabhängigkeit vom Mutterland Portugal, der bisherige Regent Pedro wurde zum neuen Kaiser ausgerufen. Seine österreichische Frau Leopoldine ist bis heute in Brasilien unvergessen, sie wird als „Mutter der Unabhängigkeit“ gefeiert. Auch die Farben der brasilianischen Flagge erinnern daran, das Gelb darin ist ein Bezug auf das Schwarz-Gelb der Habsburger, der österreichischen Kaiserfamilie, aus der Leopoldine entstammt.
Aber was hat das mit Schladming zu tun?
Der Sohn der Österreicherin Leopoldine regierte als Kaiser Pedro II. fast 60 Jahre das Land. Pedros Schwiegersohn war Prinz Ludwig August von Sachsen-Coburg der sich hier in Schladming 1884 ein Jagdschloss erbaute. 1889 wurde die Monarchie in Brasilien durch einen Militärputsch gestürzt und der Coburg-Zweig der brasilianischen Kaiserfamilie ließ sich bei uns im Ennstal im Schladminger Schloss nieder.
Inwiefern hat ein solches historisches Jubiläum Relevanz für heute?
Die Beschäftigung mit Geschichte führt zur Befassung mit den eigenen Wurzeln. Im Falle von Schladming hat man eine ganz besondere Geschichte. Hier lebte eine Familie, die mit allen Könighäusern Europas verwandt war und eine enge Verbindung zum größten Land Südamerikas hat. Das Erzählen der Geschichte der „Schladminger Coburger“ macht neugierig. Zum einen ist die Bevölkerung daran interessiert, dies stärkt die Identität des Ortes. Zum andern auch die Gäste unserer Gemeinde. Das war auch schon vor über 100 Jahren so, es ist kein Zufall dass der Zuzug der Coburger nach Schladming zum Startschuss für die touristische Entwicklung wurde.
Die Coburger können Türöffner für ein Wiederentdecken der historischen und kulturellen Schätze der Stadtgemeinde werden. Schladming bietet ja einzigartiges, wie das historische Klangfilmtheater mit seiner einmaligen Akustik oder die für Österreich besondere ökumenische Tradition der Stadt, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Gibt es schon Reaktionen aus der Bevölkerung zum Coburg-Thema?
Ja, einige Projekte wurden sogar schon umgesetzt wie die Stolperstein-Verlegung im Herbst des Vorjahres, die an die von den Nationalsozialisten ermordete Prinzessin Marie von Sachsen-Coburg erinnert. Oder ein sehr schmackhaftes Projekt der Familie Graf, die für die Konditorei Landgraf am Hauptplatz eine Schladminger Coburger Torte kreierten, die man bereits verkosten kann.
Was sind die weiteren Pläne?
Am 21. September erwarten wir den Besuch des brasilianischen Botschafters in Schladming, mit dem wir unsere gemeinsame Geschichte feiern werden und eine Informationstafel dazu einweihen. Weitere Projekte, um diese besondere Vergangenheit erlebbar zu machen, werden derzeit erhoben.